Ich arbeite beim Klavierstimmen elektronisch mit Gehörkontrolle, welche beim Reinstimmen der drei Saiten eines Tons und insbesondere beim Absenken der Tonhöhe der Baßsaiten nach wie vor erforderlich ist. (Baßsaiten klingen nur rein, wenn sie physikalisch etwas zu tief gestimmt sind; wieviel hängt vom Klavier ab.)
Der ausgesprochen schöne Klang liegt an einer leichten Vergrößerung des Halbtonintervalls. Der Halbtonschritt ist bei meinem Gerät (einer Eigenentwicklung) nicht nach dem Normalmaß „zwölfte Wurzel zwei“ geeicht, sondern als zwölfte Wurzel aus 2,001 bestimmt.
Dies erweitert das Oktavintervall um 1 cent*; die Oktaven erhalten Weite und der Gesamtklang Größe. Bei 1 cent Vergrößerung klingt die Oktave noch nicht unrein, sondern einfach besser. Die Quinttemperatur wird etwas reiner (1,5 statt 2 cent Abweichung), die Quarten werden etwas unreiner (2,5 statt 2 cent). Dies unterstützt den jeweiligen Charakter des Intervalls. Bei den Terzen ist die Änderung gegenüber der Normaltemperatur so gering, daß es in keiner Weise hörbar ist.
* 1 cent = 1/100 Halbtonschritt. Dies ist das übliche Maß, um die Stimm-Genauigkeit eines Tons zu messen.